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Kann eine Umkehrosmoseanlage Radioaktivität aus dem Wasser entfernen?

Radioaktivität ist ein Thema, das immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft beschäftigt. Für viele Menschen ist es fast unmöglich geworden ganz ohne Strahlenbelastung zu leben. Wir sind nämlich in irgendeiner Form immer mit elektromagnetischer Strahlung verbunden. Hierzu gehören beispielsweise klassische Handy, Laptops mit WLAN oder ein klassischer Röhren-Fernsehen, die alle zur Strahlenbelastung in gewisser Form beitragen.

Was ist Radioaktivität?

Normalerweise bewegen wir uns hier in für den Menschen ungefährlichen Strahlenbereichen, darauf achtet auch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS).  Es gibt jedoch kein Strahlenlevel, das durchweg als unbedenklich anerkannt ist. Es muss daher aktuell davon ausgegangen werden, dass es nie schadet, unnötige Strahlenbelastung zu reduzieren, um sein persönliches Krebsrisiko zu senken. Das hängt aber auch von der persönlichen Risikoneigung ab, da man sich ggf mehr schadet auf manche medizinische Strahlenbelastung zur Diagnostik zu verzichten. Als Vergleichsmaßstab eignet sich der natürliche Strahlenuntergrund von ca. 1-10 Millisievert im Jahr[1]. Bei der Einheit Sievert wird die unterschiedliche biologische Wirksamkeit der verschiedenen Arten von Radioaktivität bereits berücksichtigt. Durchschnittlich kommen in der Bundesrepublik rund ein weiteres Millisievert dazu, hauptsächlich durch medizinische Untersuchungen, wie Röntgenaufnahmen und CTs.

Wie wirkt sich Radioaktivität auf den menschlichen Körper aus?

Wie stark oder schwach sich radioaktive Substanzen auf den menschlichen Körper auswirken, ist von der jeweiligen Menge abhängig. Bei nuklearen Unfällen kann sich die Radioaktivität sogar tödlich auswirken, da hier die Strahlenbelastung innerhalb einer kurzen Zeitspanne auftritt und die körpereigenen Reparaturmechanismen versagen. Dies ist jedoch kein Thema, was für unseren Alltag relevant wäre, da die Strahlenbelastung im Trinkwasser und anderen Lebensmitteln nicht ansatzweise so groß ist.

Zu starke Strahlenbelastung kann jedoch langfristig zu Erb- oder Spätschäden kommen. Eine der bekanntesten Spätschäden ist eine durch Radioaktivität verursachte Leukämie-Erkrankung. Bei Ereignissen oder in Gegenden mit erhöhter natürlicher Radioaktivität kann daher eine erhöhte Leukämierate nachgewiesen wird.

Im Bereich der Nahrungsmittel, wie zum Beispiel Trinkwasser, kann es im Zusammenhang mit Radioaktivität prinzipiell kritischer werden. Einmal in den Körper aufgenommen, können radioaktive Stoffe besonders hohe biologische Wirksamkeit erzielen. In den letzten Jahren sind vermehrt auch einige Mineralwasserhersteller in die Schlagzeilen gekommen, da in Tests und Untersuchungen herausgefunden wurde, dass sich in einige Marken mehr als 500 Millibecquerel Aktivität in einer Wasserflasche befindet. Alle zwei Sekunden findet dann in dieser Wassermenge also ein radioaktiver Zerfall statt. Zum Vergleich: In einem durchschnittlichen menschlichen Körper finden durch das eingelagerte 40K jede Sekunde 9000 radioaktive Zerfälle statt.

Je nach aufgenommer Wassermenge und Lebensalter (bzw. Körpermasse) kann sich das jedoch bei Genuss von 170 Litern im Jahr anhängig von der Wasserquelle [2] zu über 10 % des natürlichen Strahlenuntergrundes für Erwachsene summieren. Je nach Sichtweise kann man natürlich auch sagen, dass es Bestandteil des natürlichen Strahlenuntergrundes _ist_, da Menschen schon immer Wasser aus ihrer Umgebung getrunken haben. Auch Experten sind sich bis heute uneinig ob und in welcher Menge Radioaktivität in unserem Trinkwasser zu strahlenbedingten Krankheiten führt. Von den Mengen, die sich in einer Wasserflasche befinden, geht jedoch im Einzelfall noch keine gesundheitliche Gefahr aus.

Wie kommt Radioaktivität ins Trinkwasser?

Es ist wie mit vielen anderen Dingen im Leben auch, dass es auf die Masse ankommt. Von einem Schluck eines solchen Wassers wird man nicht sterben.  Aber wie sieht es aus, wenn man Jahre lang solches Wasser trinkt? Um zu verstehen, ob Filteranlagen dabei helfen können, radioaktive Substanzen aus dem Trinkwasser herauszufiltern, müssen wir zunächst verstehen welche Ursachen es dafür gibt, dass sich radioaktive Substanzen in unserem Trinkwasser befindet. Dieses Grundwissen ist fundamental, um im späteren Verlauf beurteilen zu können, ob beispielsweise eine Umkehrosmoseanlage dabei helfen kann radioaktive Substanzen herauszufiltern.

Hierfür müssen wir ein paar Blicke in die wissenschaftlichen Erkenntnisse nach dem heutigen Stand werfen. Zu den Hauptursachen für Radioaktivität im Wasser gehören Radionuklide. Um genauer zu sein, handelt es sich hierbei um die Stoffe Uran-238 (U-238), Uran-235 (U-235) und Thorium-232 (Th-232) und deren Zerfallsprodukte u. a. Radium-226 und Radium-228. Diese Radionuklide sind hauptsächlich in geologischen Gesteinen in deutschen Mittelgebirgen enthalten. Das Erzgebirge, der Schwarzwald und der bayrische Wald sind prominente Vertreter von Mittelgebirgen mit einem erhöhten Uran- und Thoriumgehalt im Gestein. Hier wurde teilweise deswegen sogar Uranbergbau betrieben. Je nachdem welche Transportprozesse oder Lösungsmechanismen bei der Wasserförderung eingesetzt werden, um das Wasser an die Häuser zu transportieren, können diese Radionuklide in unterschiedlichen Mengen und verschiedenem Umfang in das Trink- und Grundwasser gelangen. Man kann daher feststellen, dass die Intensität der radioaktiven Substanzen im Wasser von den örtlichen hydrogeologischen Verhältnissen abhängt, wo das Wasser gereinigt und weitergeleitet werden. Oftmals sind dies die eigenen Stadtwerke oder auch einzelne Unternehmen. In der Praxis ist bekannt, dass Trinkwasser aus granitisch geprägten Gebieten eine höhere Radioaktivität aufweist, im Vergleich zu allen anderen Gebieten.

Zwar kann man die radioaktiven Substanzen im Trink- und Grundwasser nie gänzlich entfernen, jedoch gibt es Verordnungen in Deutschland, die Unternehmen und Stadtwerke dazu zwingen sich an bestimmte Vorgaben zu halten, um die Strahlenbelastung so niedrig wie nur möglich zu halten. Hierzu gehört natürlich auch die Trinkwasserverordnung §7a. Besonders wichtig hierbei ist die Einhaltung der Richtdosis von 0,1 Millisievert bei einer angenommenen Aufnahme von 730 Litern Wasser. Das ist ein großer Unterschied zwischen Trink- und Mineralwasser. Mineralwasser darf nicht bzw. nur geringfügig in seiner natürlichen Zusammensetzung verändert werden, dagegen muss Trinkwasser aufbereitet werden, bis es die Maßstäbe der Trinkwasserverordnung erfüllt.

Was bewirkt eine Umkehrosmoseanlage?

Die Umkehrosmoseanlage ist einer der bekanntesten Filtermethoden, um unser Wasser von allen Substanzen zu reinigen und somit sauberer zu machen. Die Anlage lässt sich in den meisten Fällen sehr einfach installieren und verbraucht nur wenig bzw. meistens gar keinen Strom. Daher ist sie gerade für den Privatgebrauch sehr gut geeignet. In den meisten Haushalten wird die Umkehrosmoseanlage dafür genutzt, um das Trinkwasser zu filtern und dadurch reiner und weicher zu machen.

Zu den hauptsächlichen Aufgaben der Umkehrosmoseanlage gehört es das Trinkwasser von Kalk, Eisen, Schwermetallen, Pestiziden und Hormonen zu reinigen. Zudem werden bei dem Prozess aber auch radioaktive Substanzen wie zum Beispiel uran- oder thoriumhaltiger Sand herausgefiltert. Dies verringert die Strahlenbelastung des Trinkwassers theoretisch nahezu zu 0 Becquerel, da Wasser (1H2O) an sich stabil ist. Die Membran lässt nämlich nur das Trinkwasser und keine weiteren Rückstände hindurch, was zur Folge hat, dass Ihr Wasser um einiges reiner wird.

Neben dem offensichtlichen Filterprozess bewirkt eine Umkehrosmose Anlage natürlich im dauerhaften Einsatz noch wesentlich mehr. Wenn man ein bisschen weiter in die Zukunft denkt, hat die Umkehrosmoseanlage weitere Vorteile für uns. Zum ersten wäre da der gesundheitliche Aspekt: Durch die herausgefilterten Schadstoffe nehmen wir noch weniger Radioaktivität, Bakterien, Schwermetalle oder auch Rückstände von Medikamenten auf. Das hat zur Folge, dass wir auch vermutlich besser auf Medikamente ansprechen, wenn wir sie wirklich benötigen sollten. Außerdem wird durch eine Umkehrosmoseanlage das Kalk aus dem Wasser gezogen, wodurch Geräte wie Spülmaschinen, Kaffeemaschinen oder ähnliche Geräte die Wasser aus der Leitung benutzen geschont werden und dadurch eine wesentlich längere Lebensdauer erhalten. Nicht nur die Geräte werden dadurch geschont, sondern auf Dauer auch der Geldbeutel. Ein weiterer Vorteil der Filterung ist der Aspekt den man zum Beispiel beim Duschen oder Händewaschen merkt. Das Wasser ist durch das Entziehen des Kalkes deutlich weicher und angenehmer auf der Haut. Die Haut trocknet nicht mehr so schnell aus und sensible Menschen fühlen sich nach einiger Zeit wesentlich besser als ohne Umkehrosmoseanlage.

Fazit

Eine Umkehrosmoseanlage ist also eine großartige Sache und noch dazu ist das Ganze für die enormen Vorteile. Die Reduzierung von Radioaktivität im Trinkwasser sollte in Deutschland aber nicht der wesentliche Aspekt für eine Anschaffung sein. Unserer Meinung nach ist die Hauptfunktion eher die Reinigung von anderen Verunreinigungen, allen voran von Kalk. Die weitere Reduzierung von radioaktiven Inhaltsstoffen ist eher eine Nebenfunktion, die in manchen Marketing-Informationen stark betont wird. Die Kosten für günstige Geräte fangen für die Anschaffung teilweise schon ab 250 Euro an plus die laufenden Kosten für Tauschfilter. Geräte von Markenherstellern, wie Bestwater, unterscheiden sich natürlich in Ausstattung und höheren Preis. Das Einbauen kann man theoretisch selbst übernehmen, wenn man sich ein bisschen mit der Thematik auskennt oder man lässt das ganze von einem Fachmann übernehmen. Für einen solchen Fachmann ist das Einbauen einer solchen Anlage ein Kinderspiel und ist durch ein paar Handgriffe und Kniffe schnell erledigt. Einen passenden Ort möglichst nahe hinter der Wasseruhr (meistens im Keller) sollte allerdings schon im Voraus gefunden werden.

 

Weiterführende Informationen:

[1] BfS zur natürlichen Strahlenbelastung

[2] Erläuterung zur BfS Studie zu Radioaktivität in Mineralwasser